Fünf Jahre Jazzstipendien an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater

Die Preisvergabe der hochverdienten Dr. E.A. Langner Stiftung im Jazzbereich der HFMT war dieses Jahr gleichzeitig ein kleiner Lehrgang für Jazzmusik, dessen Wesen ja aus der ungeplanten und unverfälschten instrumentellen Kommunikation der beteiligten Musiker besteht.

Es wurden drei junge Musiker geehrt: Lukas Klapp, der Jüngste der Preisträger, hoffnungsvoller, ausgesprochen virtuoser Pianist, geboren im Jahr der Wende, 24.2.89, Oliver Gutzeit, geboren 20.9.84, schon mit vier Kindern gesegnet, ein wahres Multitalent und Martin Terens, geboren 5.6.85, schon oft im Ausland gewesen. Alle haben, trotz ihrer Jugend schon zahlreiche Projekte initiiert, begleitet, mitgemacht und zahlreiche Preise erhalten, alle sind sehr vielfältig musikalisch interessiert, excellent ausgebildet, und werden mit vielen interessanten Anekdoten laudatiert. Oliver Gutzeit bedankt sich mit dem dringenden Appell, an die anwesenden Politiker, doch endlich den Jazz-Abteilungsleiter Herrn Prof. Wolf auf eine feste Vollzeitstelle einzustellen, zumal er schon längst seit Jahren im Teilzeitvertrag unentgeltlich volle und dreifache Arbeit leiste.  Daneben gab es ein schönes Rahmenprogramm mit dem Gastdozenten Prof. Dr. h.c. Nils Landgren, aus Schweden, der momentan in vielen Workshops den Hamburger Jazzern an der HFMT frischen Wind um die Nase wehen lässt und sie zu Höchstleistungen inspiriert. Seine Obertonstimme, in einer Gesangspräsentation mit einer jungen Studentin, war ein einzigartiges Wunder an Zartheit.

Dann kamen die Präsentationen der Preisträger und das war die Überraschung, sowohl bei Lukas Knapp, als auch bei Oliver Gutzeit war etwas Erstaunliches zu beobachten: Statt sich selbst, sie hatten schließlich das Stipendium gewonnen, in den Mittelpunkt des Spiels zu rücken, sich selbst und ihren Fähigkeiten einen großen Raum zu geben, traten sie bescheiden zurück und hofierten geradezu ihre mitspielenden Musiker. Es war, als würden sie dem Publikum sagen wollen: Ich habe zwar diesmal gewonnen, aber hier, das ist meine Sängerin, dies ist mein Schlagzeuger, dies ist mein Bassist, auf ihn hört auch, sie hört auch an, sie können vielleicht schon die nächsten sein!

Und insofern staunte man nicht nur über die virtuosen Fähigkeiten, wie die der Fingerfertigkeit, des Gehörs, der Treffsicherheit der Töne, die alle Preisträger schon nahezu perfekt beherrschten, sondern man staunte über das Wesen dieser Musik, des Jazz, der nicht die Konkurrenz Einzelner in Abgrenzung zueinander in den Mittelpunkt ihres Spiels stellt, also Kampf, sondern das gemeinsame Musikerlebnis, die Gruppe, die Band, das Duo, das Ensemble, wo es also um das musikalische Umsetzen von Rücksicht, von Sympathie, von gegenseitiger Wertschätzung, von Raum lassen und Raum geben, von der Umsetzung von Freiheit, Entfaltung, von Freundschaft, von Zusammenhalt, von der Vielfalt menschlicher  Beziehungen und Beziehungsfähigkeit geht.

„Kann Jazz die Welt verändern?“ fragt mich einer der jungen Musiker anschließend, als er die Instrumente zusammenpackte, etwas skeptisch, ja, er kann es, er kann freundlich machen, denn er funktioniert nur da, wo er Freundlichkeit zueinander sichtbar macht, er kann berühren, denn er enthält viel Sehnsuchtsvolles, er kann aufrütteln, weil er Leiden und Verzweiflung hörbar macht und beruhigen, weil er zu trösten versteht, er kann Vorbild sein für eine andere Welt, die sich nicht in gegenseitigem Krieg zerfleischt, sondern Menschen aufeinander zugehen lässt, wie die Jazzmusiker es müssen, wenn sie gut sein wollen und zwar aus dem Moment heraus, spontan, einzigartig in jedem Augenblick.

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